Interview

Interview mit Antje Möldner-Schmidt

Antje Möldner-Schmidt, ehemalige deutsche Leichtathletin und 13-fache Deutsche Meisterin, erkrankte 2010 an Lymphdrüsenkrebs. Sie kehrte in den Leistungssport zurück und wurde 2014 Europameisterin im 3.000 m-Hindernislauf.

Liebe Frau Möldner-Schmidt,

Als Sie die Diagnose Krebs bekamen: Konnten Sie sich vorstellen, was auf Sie zukommt?

Nein, ich bin davon ausgegangen, dass ich 2010 im Sommer bei den Deutschen Meisterschaften wieder laufe.

 

Welche Therapien haben Sie bekommen und wie hat sich in dieser Zeit Ihre Leistungsfähigkeit verändert?

Ich habe eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung erhalten. Meine Leistungsfähigkeit hat während der Therapie rapide abgenommen. Ein Stadtbummel war in dieser Zeit nicht möglich, da ich körperlich zu geschwächt war.

 

Kannten sich Ihre behandelnden Ärzte mit Leistungssport aus – und umgekehrt Ihre Trainer mit Krebserkrankungen?

Ich denke für jeden Leistungssportler ist so eine Erkrankung im normalen Sportlerdasein so weit weg, dass man sich darüber keine Gedanken macht. Meine Trainerin hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine Berührung mit Krebserkrankungen bei Sportlern. Ich war ihre erste Athletin.

Auch in dem behandelnden Krankenhaus hatten die Ärzte keine Erfahrung mit Leistungssportlern, da es keine zentrale Anlaufstelle gab, wo schon Erfahrungen gesammelt wurden bzw. Spezialisten kontaktiert werden konnten.

 

Wir bauen gerade eine Sprechstunde für Leistungssportler mit Krebserkrankung auf, in der es um Fragen zum Training unter Therapie und angrenzende Themen geht. Hätte Ihnen so eine Sprechstunde geholfen?

Ich denke, wenn es zum damaligen Zeitpunkt Möglichkeiten gegeben hätte mehr Informationen zu erhalten, dann hätte ich sie auch genutzt.

 

Wann wussten Sie, dass Sie wieder voll in den Leistungssport einsteigen möchten?

Eigentlich von Anfang an. Es war für mich nie ein Thema aufzuhören, da ich nur den Leistungssport kannte. Es ging nur darum, wie lange ich brauchen würde.

 

Sie sind nach Ihrer Krebserkrankung Europameisterin geworden. Wie betrachten Sie rückblickend die Krebserkrankung im Verlauf Ihrer Karriere?

Meine Sportkarriere verlief nie geradlinig, es gab immer irgendwelche gesundheitliche Probleme/ Verletzungen, mal waren sie kleiner und dann eben eine größere Erkrankung.

Ich habe gelernt damit umzugehen, wollte aber nicht gleich an die Öffentlichkeit gehen, da ich nicht auf meine Erkrankung reduziert werden wollte, sondern immer noch als die 3000m Hindernisläuferin wahrgenommen werden sollte.

Es gab zeitig genug Presseanfragen, wo ich mich hätte darstellen können, jedoch wollte ich über das wann, wie und wo selber entscheiden.

Ich denke, dass vor der Europameisterschaft 2014 rückblickend ein guter Zeitpunkt war, da genügend Zeit vergangen war und ich Abstand gewonnen hatte, um offen darüber zu sprechen. Klar wühlt es einen immer noch auf, wenn man auf das Thema zu sprechen kommt.

Die Erkrankung hat mich als Mensch stärker gemacht, geformt und lässt mich Sachen entspannter sehen bzw. aus einem anderen Blickwinkel.

 

Haben Sie noch einen Kommentar zu unserer SuPORT-Initiative, die Leistungssportler mit Krebserkrankung unterstützt?

Niemals aufgeben…positiv denken.

 

Liebe Frau Möldner-Schmidt, wir danken Ihnen für das Interview!